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Trägerinnen der Ehre

Ehre als Wertesystem ist ein patriarchales, d.h. ein soziales Konstrukt. Frauen und Mädchen werden als Trägerinnen und Bewahrerinnen des Ansehens und guten Rufs der Familie angesehen. Sie haben dabei kulturellen Vorstellungen, z.B. in Bezug auf Keuschheit oder Gehorsam, aber auch hinsichtlich Kleidung und Verhalten in der Öffentlichkeit, zu entsprechen. Die Kontrolle des weiblichen Körpers und der Sexualität nehmen eine vorrangige Rolle bei der Bewahrung der Familienehre ein. Bei einem Verstoß sind die übrigen Familienmitglieder in der Pflicht, die „Familienehre“ wiederherzustellen, notfalls mit Gewalt gegen die betreffende Frau. 

 

Aber auch das Streben nach einem eigenverantworteten, selbständigen Leben in Hinblick auf eine eigene Wohnung, Berufswahl und soziale Kontakte können Auslöser für Gewalt in der Familie sein. Da die Familie häufig einen hohen Stellenwert einnimmt und die Bindungen der Familienmitglieder sehr eng sind, stellen psychischer Druck und emotionale Erpressung bereits sehr wirksame Waffen dar, um ein Mädchen gefügig zu machen. Freiheitsbeschränkungen und körperliche Gewalt sind dann die nächste Eskalationsstufe.

Scherben

Es ist wichtig, festzuhalten, dass die Gewalt gegen Frauen nicht religiös, sondern patriarchal-kulturell motiviert ist. So melden sich bei SOLWODI immer wieder auch Frauen aus beispielsweise christlichen Familien, die von Ehrgewalt betroffen sind. Auch Abwertungs- und Diskriminierungserfahrungen, finanzielle Sorgen und Probleme im Beruf, lassen die Täter zu überkommenen Verhaltensmustern greifen, um zumindest im Innenbereich der Familie „Stabilität“ herzustellen. Oft fehlt auch der Rückhalt der Großfamilie, die bei Konflikten mäßigend einwirken kann.

 

Traditionelle kulturelle Normen und Verhaltensweise sind oft nur in einem langwierigen Prozess zu überwinden. So dauerte es auch in Deutschland bis 1962, dass Frauen ein eigenes Konto eröffnen durften. Erst seit 1977 dürfen sie ohne Erlaubnis des Mannes arbeiten und die „Vergewaltigung in der Ehe“ wurde sogar erst 1997 als Straftatbestand in Deutschland gesetzlich verankert.

Bücher

Chronik_SOLWODI

30 Jahre SOLWODI Deutschland 1987 bis 2017 -

30 Jahre Solidarität mit Frauen in Not in Deutschland

 

Autorinnen: Sr. Dr. Lea Ackermann / Dr. Barbara Koelges / Sr. Annemarie Pitzl

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