TIRAMISU-PREIS "Zieh mich hoch"
Tiramisu-Preis 2024
SOLWODI gratuliert den Preisträgern 2024 zum Tiramisu-Preis:
LernFABrig aus Crimmitschau
Das alternative Schulprojekt LernFABrig besteht seit 1999 in Kooperation mit der Sahnschule in Crimmitschau und dem Verein FAB e. V., finanziert aus Mitteln des Landkreises Zwickau. Es richtet sich an Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren, die Schwierigkeiten haben, sich im Schulsystem einzufinden, und aufgrund ihres oppositionellen Verhaltens häufig in Konflikte geraten, bis hin zu einem möglichen Schulausschluss.
Ziel des Projektes ist es, über die psychosoziale Stabilisierung die Reintegration der Jugendlichen in das Regelschulsystem, bei besonders schwierigen Fällen zumindest die Erfüllung der gesetzlichen Schulpflicht zu sichern. Das Projekt setzt bei den bildungsbiografischen Voraussetzungen der Schüler*innen an und versucht, über gezielte Beziehungsarbeit die Selbststeuerung und Selbsthilfe der Jugendlichen zu aktivieren sowie durch die Schaffung von Erfolgserlebnissen diese zu motivieren. Dies geschieht vor allem im Rahmen von Gruppen- und Projektarbeit, die sowohl schulische als auch berufsvorbereitende Elemente enthält. Die Jugendlichen sollen zum schulischen und berufsschulischen Lernen zurückkehren, wieder sozial integriert sein und Perspektiven entwickeln. Dabei gilt es, die schulischen Defizite abzubauen, Basiskenntnisse zu erweitern und somit einen Anschluss an den Schulstoff zu erlangen, damit idealerweise ein schulischer Abschluss erreicht werden kann.
Die Projektarbeit orientiert sich an der Alltagspraxis und dem Lebensumfeld der Jugendlichen und bemüht sich um eine größtmögliche Beteiligung von Schüler*innen und deren Eltern. Mit Blick auf vorhandene Potenziale, Kompetenzen und Stärken soll eine Kombination aus sozialpädagogischer Betreuung und Förderung, schulischem und berufsorientiertem Lernen (Werkstattarbeit) geschaffen werden. Der Schulalltag der Jugendlichen wird in enger Zusammenarbeit von Lehrern und Sozialpädagogen gestaltet und bietet eine klare Struktur des Alltags und Lernens. Ein größtmöglich fächerabdeckender Unterricht soll das Grundlagenwissen der Schüler*innen auffrischen, festigen und vertiefen. Dabei orientieren sich die Lehrenden primär an den Problemlagen und der bestehenden Allgemeinbildung der Jugendlichen. Bereichert wird der Entwicklungsprozess durch zusätzliche Angebote und Hilfen, wie z.B. psychologische Begleitung, sozialpädagogische Einzelarbeit, lerntherapeutische und gruppenpädagogische Förderung, Familien- und Elternpartnerschaften, Umfeldarbeit, Freizeit- und Erlebnispädagogik sowie die Vorbereitung auf eine berufliche Integration.
Schüler*innen, die ins reguläre Bildungssystem zurückkehren, haben die Möglichkeit, zeitlich begrenzt nachbetreut zu werden, um möglichen Abbrüchen oder einem erneuten Vermeidungsverhalten rechtzeitig entgegenzuwirken.
Das Projekt wird auch in seinem 25. Jahr stark nachgefragt und konnte durch gezielte Innovation und Weiterentwicklung sowie durch die überdurchschnittlich hohe Motivation der Mitarbeitenden vielen jungen Menschen eine Rückkehr in die Gesellschaft ermöglichen. 58% der Teilnehmenden konnten die Schulpflicht erfüllen und mit dem Abgangszeugnis in berufsvorbereitende Maßnahmen eintreten, weitere 14% wurden in das Regelschulsystem integriert.
Die Jury überzeugte vor allem der umfassende und ganzheitliche Ansatz des Projekts, der bei der Lebenswelt und den Voraussetzungen der einzelnen Jugendlichen ansetzt, sowie der Einbezug von Herkunftsfamilie und Umfeld.
Link zum Projekt: LernFABrig
Die Preisverleihung findet am 5. November um 17 Uhr in Koblenz statt.
Ort: X-Ground, Kirche der Jugend, Moselweißer Straße 37, Koblenz
Weitere Informationen zur Preisverleihung finden Sie hier.
Um Anmeldung wird gebeten: oder 0261 889 772 0.
Was ist der Tiramisu-Preis?
Der mit 2.500 € dotierte Tiramisu-Preis wird verliehen für besonderes Engagement in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die herausfordernde Verhaltensmuster zeigen und aus dem gesellschaftlichen Kontext herauszufallen drohen, bzw. sogenannten „Systemsprengern“.
Warum vergibt gerade SOLWODI den Tiramisu-Preis?
SOLWODI arbeitet auch mit Jugendlichen, die Not und Gewalt erfahren haben, z.B. Betroffene von Menschenhandel oder angedrohter Zwangsheirat. An zwei Standorten, in Koblenz und Duisburg, unterhalten wir Schutzhäuser, die als Einrichtungen der stationären Jugendhilfe für die Aufnahme von Minderjährigen qualifiziert sind. Wir bieten eine sichere und anonyme Unterbringung für Mädchen und junge Frauen und unterstützen sie darin, das Erlebte zu verarbeiten und neue Perspektiven für ihr Leben zu entwickeln. Viele der Jugendlichen sind aufgrund der Erlebnisse traumatisiert und es fällt ihnen nicht immer leicht, sich in „normale“ Strukturen zu integrieren. Dabei ist die zugleich kompetente und empathische Unterstützung durch die betreuenden Sozialarbeiterinnen von essentieller Bedeutung.
Auch in den Schutzhäusern für erwachsene Klientinnen sowie in der tagtäglichen Beratungsarbeit betreuen wir häufig Frauen mit ihren Kindern. Nicht selten sind sowohl die Mütter als auch die Kinder von hochgradigen Gewalterfahrungen geprägt. Gerade für die Kinder ist es sehr schwer, wieder vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen. Entwicklungs- und Verhaltensstörungen sind leider keine Seltenheit.
Daher ist SOLWODI die Arbeit mit herausfordernden Kindern und Jugendlichen durchaus vertraut. Der Tiramisu-Preis wurde durch eine großzügige, zweckgebundene Spende ermöglicht und soll in Zukunft jährlich vergeben werden.
Wie erklärt sich der außergewöhnliche Name des Preises?
Tiramisu bedeutet wortwörtlich „zieh mich hoch“. Die beliebte gleichnamige italienische Nachspeise verleiht durch ihre Zutaten Kraft und Energie. Das ist ein Sinnbild für die Arbeit mit herausfordernden Kindern und Jugendlichen. Sie sollen darin unterstützt werden, schwierige und deprimierende Verhältnisse zu überwinden, Resilienz und neue Lebensperspektiven zu entwickeln.
Die verschiedenen Schichten des Tiramisu verdeutlichen die komplexe Persönlichkeit der Kinder und Jugendlichen, die eben nicht nur „schwierig“ oder „destruktiv“ sind, sondern auch ein tiefes Bedürfnis nach Zuwendung und Anerkennung haben.
Wer kann sich bewerben?
Beim Tiramisu-Preis geht es nicht darum, wer macht etwas, sondern was wird getan, um Kinder und Jugendlichen zu unterstützen. Daher sind die Bewerbungsmöglichkeiten bewusst breit gefasst:
Der Tiramisu-Preis kann verliehen werden:
an Einzelpersonen, Gruppen, Vereine, Stiftungen oder sonstige Organisationen, -
an ehrenamtlich oder hauptamtlich Tätige,
für die Arbeit mit den oben genannten Kindern und Jugendlichen im Alter bis 21 Jahren,
für Regelarbeit, spezifische Projekte oder Aktivitäten bundesweit,
für Regelarbeit, spezifische Projekte oder Aktivitäten, die seit mindestens 1 Jahr bestehen und deren Fortführung beabsichtigt ist.
Es sind Vorschläge von Dritten, aber auch Selbstbewerbungen möglich.
Wofür wird der Preis verliehen?
Der Preis wird verliehen für besonderes Engagement in mindestens einem der folgenden Bereiche:
Soziale Entwicklung: Aufbau stabiler und vertrauensvoller Beziehungen, Förderung der sozialen Teilhabe.
Kognitive Entwicklung: Förderung der mentalen Fähigkeiten und konstruktiver Problemlösungsverfahren, erfolgreiche (Re-)Integration in die Kita, schulische Strukturen oder berufsqualifizierende Maßnahmen.
Emotionale Entwicklung: Wahrnehmung, Ausdruck und Regulation von Emotionen und Gefühlen, konstruktiver Umgang mit eigenen und fremden Gefühlen, insbesondere Umgang mit Frustrationen und Aggressionen, Entwicklung eines positiven Selbstbilds und Stärkung des Selbstbewusstseins.
Körperliche Entwicklung: Aufbau eines positiven Körperbewusstseins, Bekämpfung von Essstörungen und Selbstverletzungen (z.B. „Ritzen“).
Allgemeine Entwicklung: Aufbau von Fähigkeiten und Kompetenzen, die das Selbstbewusstsein und die Eigenwahrnehmung stärken und zu einer reifen und positiven Entwicklung der Person beitragen.
Dabei sollte jedoch immer die ganzheitliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen im Blick sein.
Wer entscheidet über die Preisvergabe?
Über die Preisvergabe entscheidet eine mehrköpfige Jury aus Expert*innen in der Kinder- und Jugendarbeit. Der Jury gehören auch Vertreterinnen von SOLWODI und die Stifter des Preises an.
Wie kann man sich bewerben?
Die Bewerbungsfrist für den Tiramisu-Preis 2024 ist am 31.08.2024 abgelaufen.
Die Ausschreibung des Tiramisu-Preises 2025 wird im Frühjahr 2025 bekanntgegeben.
Bei Fragen oder Problemen wenden Sie sich gerne an .
Bisherige Preisträger:
2023: Traumapädagogische Gruppe, Antonia-Werr-Zentrum, St. Ludwig
2022: Multisystemische Therapie® (MST®- Services), Heilpädagogium Schillerhain, Mainz