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Pressemitteilung: Internationaler Tag gegen Prostitution - SOLWODI fordert Schutz für Menschen in der Prostitution

01. 10. 2024

Pressemitteilung am 01.10.2024

 

Internationaler Tag gegen Prostitution

SOLWODI fordert Schutz für Menschen in der Prostitution

 

Koblenz. Die Frauenrechtsorganisation SOLWODI Deutschland e. V. fordert anlässlich des Internationalen Tages gegen Prostitution am 5. Oktober 2024 erneut die politische Kehrtwende in Sachen Prostitutionsgesetzgebung. Trotz wachsender Erkenntnisse über die negativen Auswirkungen des deutschen Prostitutionsgesetzes von 2002 bleibt die Ausbeutung von Frauen in der Prostitution bittere Realität. Auch das Prostituiertenschutzgesetz von 2017 hat wenig zur Verbesserung der Situation der Betroffenen beigetragen. Vor allem die hohe Zahl von Frauen, die unter menschenunwürdigen Bedingungen in der Prostitution ausgebeutet werden, zeigt, dass die Gesetzgebung die Versprechungen von Selbstbestimmtheit, Entstigmatisierung und Schutz der Menschen in der Prostitution nicht erfüllen konnte. Stattdessen hat sich die Lage vieler Frauen erheblich verschlechtert.

 

Politischer Handlungsbedarf und aktuelle Entwicklungen

In den letzten Jahren hat sich die politische Diskussion über Prostitution wieder intensiviert. Während einige Parteien weiterhin eine Liberalisierung der Prostitution befürworten, gewinnen Forderungen nach der Einführung des Nordischen Modells zunehmend an Unterstützung. Dieses Modell, das in Ländern wie Schweden und Frankreich erfolgreich umgesetzt wurde, entkriminalisiert Menschen in der Prostitution und richtet sich stattdessen gegen die Käufer sexueller Dienstleistungen. Gleichzeitig werden Programme zur Unterstützung Ausstiegswilliger und zur Prävention ausgebaut.

 

SOLWODI begrüßt die jüngsten Initiativen auf Bundesebene, die auf die Einführung des Nordischen Modells zielen. Die Ampel-Koalition hat das Thema Prostitution in ihrem Koalitionsvertrag verankert und angekündigt, den Schutz von Betroffenen zu stärken. Es gibt jedoch noch erheblichen politischen Widerstand. Besonders aus wirtschaftlichen Interessen heraus wird die Liberalisierung von Teilen der Gesellschaft und einigen politischen Akteuren unterstützt, obwohl die Zahlen eindeutig zeigen, dass die überwältigende Mehrheit der in der Prostitution tätigen Frauen nicht aus freiem Willen handelt, sondern aus Zwang, Not oder Täuschung.

 

Frauen in der Prostitution schützen – nicht das System der Ausbeutung

Allein im letzten Jahr nahmen mehr als 450 Frauen in der Prostitution auf der Suche nach Unterstützung Kontakt zu SOLWODI auf, weitere 235 konnten im Rahmen der aufsuchenden Arbeit von Sozialarbeiterinnen bei Problemen begleitet werden. Ein großer Teil von ihnen geriet durch Menschenhandel, Armut oder fehlende Alternativen in die Prostitution. Sie alle werden systematisch ausgebeutet und erleben häufig körperliche und psychische Gewalt. 

 

SOLWODI setzt sich daher seit Jahren für die Rechte dieser Frauen ein und fordert die Politik auf, einen Paradigmenwechsel in der Prostitutionsgesetzgebung zu vollziehen. Anstatt Prostitution als „Beruf wie jeden anderen“ zu verharmlosen, muss anerkannt werden, dass die meisten Frauen Opfer eines Systems der Ausbeutung sind, das auf Machtgefälle und sozialer Ungleichheit basiert.

 

SOLWODI fordert die Einführung des Nordischen Modells in Deutschland

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Prostitution fordert SOLWODI die Bundesregierung nachdrücklich auf, das Nordische Modell zu übernehmen. Es ist unerlässlich, den Fokus auf den Schutz der Betroffenen zu legen. Prostitution ist keine Frage der Wahlfreiheit, sondern ein menschenrechtsverletzendes System, das beendet werden muss.

 

SOLWODI appelliert an die Zivilgesellschaft, die Politik und die Medien, das Thema Prostitution nicht länger zu tabuisieren, sondern den Betroffenen Gehör zu verschaffen und strukturelle Veränderungen zu unterstützen. Nur durch ein konsequentes Vorgehen gegen Ausbeutung und Zwang können wir eine gerechtere und menschlichere Gesellschaft schaffen.

 

Bücher

Chronik_SOLWODI

30 Jahre SOLWODI Deutschland 1987 bis 2017 -

30 Jahre Solidarität mit Frauen in Not in Deutschland

 

Autorinnen: Sr. Dr. Lea Ackermann / Dr. Barbara Koelges / Sr. Annemarie Pitzl

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